In der letzten Woche gab ich ein Seminar und eine der Teilnehmerinnen war emotional sehr aufgewühlt. Wir zogen uns zu einem Eins-zu-eins-Gespräch zurück.
Im Gespräch sagte sie mir, sie befände sich in einem Hamsterrad
und es wäre bewundernswert, dass ich so ruhig sein könne, auch wenn ich über Erlebtes spreche. Sie sagte, ich wirke, als würde ich permanent in mir ruhen.
Da war es wieder, das Ding mit der Selbst- und der Fremdwahrnehmung.
In der Tat geht es mir gerade gut. Ich war sehr ruhig und ausgeglichen an diesen Seminartagen.
Es ist, als nehme ich mal wieder einen weiteren Anlauf. Ich habe meine Ernährung umgestellt, bewege mich mehr und gönne mir selbst Zeit bei einer Therapeutin.
Und doch es ist ein wellenförmiges Auf und Ab – auch bei mir.
Ich kenne sie, die Hamsterräder dieser Welt, ich laufe auch immer wieder in ihnen meine Runden.
Trotz allem, was ich inzwischen weiß – oder vielleicht gerade deswegen -, steige ich immer mal wieder ein. Dann fühlt es sich an, als könnte ich nicht mehr anders als zu rennen.
Zeitweise wirke ich dann wahrscheinlich trotzdem nach außen ruhig, dabei ist in meinem Kopf und in meinem Körper jedoch eine permanente Unruhe.
Es ist dann wie ein ständiges Flirren in mir.
Auf der Spitze einer solchen Phase kann ich mich selbst kaum beruhigen. Und dieses Phänomen ist erklärbar: Wir Menschen sind soziale Wesen, unser Gehirn arbeitet so. Wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt sind und wir starke Gefühle erleben, dann kommt unser Nervensystem aus dem Gleichgewicht. Gerade traumatisierte Menschen haben aber Areale des Gehirns, die wir zur Selbstberuhigung brauchen, nicht ausgeprägt.
Wir brauchen dann jemanden im Außen, der uns reguliert.
In meinem Fall können das Personen aus meinem Freundeskreis, meinem Arbeitsumfeld oder aber meine Therapeutin sein, die mir diesen Dienst erweisen . Aber auch eine Kuschelrunde mit meinem Hund oder ein langer Spaziergang helfen mir dabei.
Im Gespräch mit einzelnen Personen, unter anderem mit meiner Therapeutin, reicht oftmals eine gezielte Frage, um das Hamsterrad zum Stillstand zu bringen.
Ein Wahnsinnsmoment!
Raus aus dem Verstand, rein in meinen Körper. Mitten ins Gefühl.
Als würde man einen Stock zwischen die Gitterstäbe des Hamsterkäfigs stecken und das Hamsterrad würde zum Stillstand kommen. Nicht immer sind die Gefühle, die sich dann zeigen schön, aber sie möchten erkannt werden, Raum haben.
Dann steht ganz kurz die Welt still. Und was macht der Hamster (das Säugetier – der Mensch – ICH) dann?
Er schaut sich um! Übertragen:
Ich schaue mich um und ich sehe, dass es mehr gibt als mein Problem.
Falls Du jemanden brauchst, der mit Dir die Hamsterräder zum Stillstand bringt, rufe mich gerne an!
Herzlichst
Silke Steinke