In einem telefonischen Beratungsgespräch sagte eine Frau, die Ihren an einer Demenz erkrankten Ehemann zu Hause betreut:

„Ich weiß nicht, wie lange ich das schaffe. Mein Mann ist zu Hause, die Tagespflege hat nun geschlossen. Ich kann ihn kaum drinnen halten. Wenn ich ihn davon abhalten will rauszugehen, dann haben wir Streit. Lass ich ihn rausgehen, mache mir große Sorgen, dass ich mich selbst anstecken könnte und dann vielleicht gar nicht mehr für ihn da sein kann.“

Das Coronavirus grassiert und macht uns unsicher. Wir alle wissen nicht, wie es genau weiter gehen wird. Eine Zeit, in der die einen eher zu viel und die anderen eher zu wenig Arbeit haben. Was wird dieses Virus für uns bedeuten?

Und das alles zu einem ohnehin schon herausfordernden Leben!

Sie sind vielleicht schon lange in der Situation als pflegender Angehöriger oder aber Sie arbeiten in der Pflege. Ihr Leben ist auch in sonnigen Zeiten herausfordernd.

Hinzu kommt nun beispielsweise die Angst um liebe Menschen, die ich jetzt vielleicht nicht sehen kann, die Angst vor Ansteckung, die Sorge, ob mein zu Pflegender im Heim gut betreut wird, nun da ich ihn oder sie nicht besuchen kann. Da ist aber auch die Überforderung, weil ich ohne Entlastungsangebote, rund um die Uhr, allein mit der Versorgung eines nahestehenden Menschen bin. Für beruflich Pflegende die Überlastung, weil Kollegen ausfallen, Kinder, die  zusätzlich zur Arbeit betreut werden müssen und vielleicht auch Existenzängste.

Bei meiner Arbeit und in diesem Blog geht es mir nicht um Selbstoptimierung, damit Sie noch länger, noch besser „funktionieren“.

Es geht um einen selbstfürsorglichen Umgang, damit Sie in diesem Gefühlsgewitter, das irgendwann auch wieder vorübergehen wird, Ihre Kraft nicht verlieren.

Angst, Unsicherheit und Überlastung bedeuten Stress. Stress lässt sehr alte, archaische Muster unseres Gehirns anspringen. Unser Körper ist im Überlebensmodus – Kampf, Flucht und Erstarren sind die natürlichen Reaktionen des Körpers auf Gefahr. Aber die momentane Bedrohung geht leider nicht so schnell vorüber und der Körper und das Nervensystem bleiben in Daueranspannung. Das Nervensystem ist in Aufruhr und wir sind wie im Tunnel. In einer solchen Situation lassen sich rationale Entscheidungen nicht gut treffen und es kommt zu Folgeerscheinungen wie beispielsweise Unruhe, Schlaflosigkeit, Aggressionen.

Was uns normalerweise hilft, ist neben Bewegung, Ruhe und Entspannung, Nähe und das „in Beziehung sein“ mit anderen Menschen. Und auch das ist uns in dieser Zeit genommen!

Damit können wir uns kaum noch selbst beruhigen.

 

ATMEN nicht vergessen!

Bei Stress atmen wir häufig unbewusst nur noch sehr flach. Was uns hilft, ist immer mal wieder innezuhalten, einen Moment zu spüren, wo wir gerade sind. Die Füße zu spüren, uns umzuschauen, zu sehen, was jetzt gerade zu sehen ist. Im JETZT ankommen und ATMEN.

 

Hilfreich kann es in dieser Zeit sein, sich seine Informationsquellen sehr bewusst auszusuchen.

 

Suchen Sie sich gezielt Informationen aus seriösen Quellen, um nicht ständig mit neuen Schreckensmeldungen konfrontiert zu sein, denn das versetzt das Gehirn zusätzlich in Stress.

Schrauben Sie die Ansprüche, an sich Selbst und an das, was zu leisten ist, herunter. Was, von dem, was Sie zurzeit tun können und dürfen, stärkt Sie persönlich auch in sonnigen Zeiten?

Tun Sie mehr davon!

 

Eine Übung um den Emotionen zu begegnen, möchte ich Ihnen im Folgenden an die Hand geben!

 

Die Übung nennt sich Gefühlsgewitter.

Bitte lesen Sie die Übung zunächst nur durch. Beginnen Sie nicht gleich mit einer großen und überwältigenden Emotion zu üben, sondern nehmen Sie zunächst eine kleinere Sorge vor.

Sollten Sie während der Übung merken, dass sie Ihnen nicht gut tut, brechen Sie sie ab. Solche Übungen können uns in schweren Zeiten unterstützen, sie ersetzen aber nicht den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker.

Es geht im folgenden darum sich der eigenen Emotionen bewusst zu werden und sie für einen Moment da sein zu lassen, sie zu fühlen ohne sie zu bewerten und ohne sie weg haben zu wollen.

Sie können auch den unten stehenden Podcast anhören und meiner Stimme durch die Übung folgen.

Wenn möglich, suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie für ca. 15 Minuten ungestört sein können. Das darf in Zeiten wie diesen auch das „stille Örtchen sein“. Setzen Sie sich bequem hin. Wenn Sie mögen, schließen Sie die Augen, und werden Sie sich des eigenen Atems bewusst. Wo können Sie Ihren Atem spüren? Folgen Sie Ihrer Atmung für einige Atemzüge ohne irgendetwas zu verändern.

Im ersten Schritt geht es um das Erkennen, das da gerade ein starkes Gefühl ist das Sie im Griff hat.

Einfach nur wahrnehmen.

Dann um das Zulassen dieses Gefühls. Erkennen Sie an, dass es gerade jetzt so ist, wie es eben gerade ist, ohne es anders haben zu wollen.

Das bedeutet nicht, dass Sie dieses Gefühl mögen oder es akzeptieren müssen.

Damit wenden Sie sich der momentanen Erfahrung zu, statt sich abzuwenden. Das ist oft unsere Gewohnheitsreaktion, sobald etwas intensiv oder aber sehr unangenehm für uns ist.

Erkunden Sie das Gefühl im nächsten Schritt mit Interesse. Werden Sie neugierig, wie das Gefühl sich gerade jetzt in Ihrem Körper anfühlt. Es geht nicht darum, über das Gefühl nachzudenken oder sich zu fragen, wo es herkommt.

Befassen Sie sich mit der realen Erfahrung in diesem Augenblick.

Wie fühlt es sich tatsächlich gerade an. Was können Sie spüren in Ihrem Bauch, in Ihrem Hals, im Nacken, in den Schultern. Was macht Ihr Kiefer gerade jetzt?

Nun geht es als nächste darum zu entdecken, welche Bedeutung Sie dem Gefühl geben. Ein Problem entsteht immer erst aus der Bedeutung, die wir den Dingen geben.

Um bei der Analogie des Wetter zu bleiben. Es gibt zunächst da draußen erst einmal nur „Wetter“. Erst unsere Gedanken dazu machen die Bewertung, wie beispielsweise: „Boah, ist das heiß heute oder igitt, so ein scheuliches Regenwetter…!“

Genauso ist es mit der momentanen Situation. Wenn wir im Anbetracht der momentanen Situation also beispielsweise Angst empfinden und die Angst wie ein durchziehendes Gewitter betrachten können, dann wird uns vielleicht deutlich, dass es nicht immer so bleiben wird. Das bringt manchmal schon ein wenig Abstand hinein.

„Ahhh, so fühlt sich Angst bei mir an“.

Und nun versuchen Sie mal zu spüren, ob das Benennen der eigenen Gedanken in Ihrem Körper einen Unterschied macht!? Wie fühlt sich der Satz: „Ich habe Angst!“ im Verhältnis zu „Hier gibt es gerade viel Angst!“ an. Macht es einen Unterschied?

Und nun atmen Sie in die Stelle in Ihrem Köper an dem Sie die Angst spüren können hinein und hinaus. Stellen Sie sich vor das der Atem zu dem Ort hin fließt, an dem Sie die Angst spüren können Atmen Sie beispielsweise in den Bauch hinein und wieder hinaus. Lassen Sie sich dafür einen Augenblick Zeit, nehmen Sie mehrere Atemzüge. Ganz bewusst! Beobachten Sie ihren Atem von Beginn bis zum Ende. Ohne irgendetwas zu verändern. Einfach nur atmen!

Nehmen Sie nun Ihren Körper als Ganzes wahr, wie er hier sitzt. Spüren Sie sich von den Füßen bis zum Kopf und nun öffnen Sie die Augen schauen Sie sich um, nehmen Sie Ihre Umgebung wahr. Geben Sie Ihrem Körper die Bewegung die er braucht, vielleicht recken und strecken Sie sich und kommen dann zurück in Ihren Alltag.

Dieser Beitrag als Podcast zum Anhören!

von Silke Steinke

Im ersten Podcast ist der ganze Text samt Übung aufgesprochen. Unten stehend finden Sie nur die Übung ohne den vorhergehenden Text!

Übung Gefühlsgewitter zum Anhören

von Silke Steinke

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