Gerade sitze ich an meinem Schreibtisch

und mich erreichen einige Mails mit Hinweisen auf die Blogbeiträge anderer Kolleg*innen zum Thema „Sei Pippi und nicht Annika“, „Trauma, Selbstregulationsstörungen“, „Umgang mit unterschiedlichen Krankheitsstadien in Pflegeheimen“ und „Muss es wirklich perfekt sein – zum Umgang mit dem inneren Kritiker“ .

Prompt kommt mir der Gedanke, dass ich mal wieder lange keinen Blogbeitrag geschrieben habe.

Es fällt mir beim Lesen der Blogbeiträge wie Schuppen von den Augen – ich habe häufig tausende Ideen, was ich gerne schreiben möchte, aber ich komme nicht dazu. Zum einen lenken mich immer wieder „viel wichtigere Dinge“ im Außen ab und zum anderen ist es mein Perfektionismus, der mich abhält. Der Prozess bis zum fertigen Blogartikel dauert bei mir immer so lange, weil mich dann die Zweifel überkommen:

Ist das, was ich zu schreiben habe, überhaupt für irgendjemanden von Interesse?

Müsste ich nicht mehr Studien zitieren, sollte der Text nicht irgendeinem höheren Ziel dienen und ist das Bild eigentlich aussagekräftig genug?

Und wenn alles fast fertig ist, dann muss ich noch jemanden finden, der meinen Text korrigiert, denn der Kritiker in mir mahnt: Rechtschreibung und vor allem Kommasetzung sind nicht meine Stärke.

Und noch während mir all diese Gedanken durch den Kopf gehen, fange ich an zu schreiben, denn irgendwie tue ich das ja auch für mich – mir tut es einfach gut, meine Gedanken aus dem Kopf auf das Papier zu bringen.

Wenn es nur einen Menschen da draußen interessiert, ist doch schon viel gewonnen.

In den letzten Wochen habe ich mich im Rahmen meines neuen Projektes bei der Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V. häufiger mit einer Frau getroffen, die jung die Diagnose Demenz bekommen hat. Meine Treffen mit Frau K. beeindrucken mich. Das Zusammensein mit einem Menschen, der eine Sache zurzeit tut und den „zu viel auf einmal“ eher verwirrt, macht mir noch einmal deutlich, wie häufig ich schnell bin.

Wie oft es in meinem Leben darum geht, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu schaffen.

In einer Gesellschaft, in der es darum geht produktiv zu sein, in der Ablenkung auf Knopfdruck stets Verfügbar ist, fällt es häufig schwer, langsam zu machen und Ruhe überhaupt auszuhalten. Wie schwer es für manchen sein kann, mal nichts zu tun, in Stille zu sitzen.

In einem Achtsamkeitsseminar am Wochenende konnte ich erleben, dass es auch den anderen Teilnehmer*innen so ergeht.

Spannenderweise habe ich schon häufig gesagt: „Ich möchte einfach mal meine Ruhe haben!“  – Und wenn ich „Ruhe“ habe, wird es mir schnell zu still.

Mit der Stille im Außen komme ich in den Kontakt mit der Lautstärke in mir.

Und das fühlt sich im ersten Moment nicht unbedingt immer nur gut an.

Im Kontakt mit Frau K., die ich begleite, versuche ich gerade meinem Impuls „schnell zu machen“ zu widerstehen. In der Zeit mit ihr passe ich mich vollständig ihrem Rhythmus an und lerne dabei sehr viel über mich selbst.

Es macht mir einmal mehr deutlich, wie wertvoll es für mich sein kann, immer wieder bewusst in den „Sein – Modus“ zu wechseln.

Nun habe ich das Schreiben dieses Textes wieder für viele Tage unterbrochen und bin im Urlaub!

Ich kann den Wechsel vom „geschäftigen Tun“ hin zum „Sein“ noch einmal von einer neuen Seite erleben. Es fühlt sich eher an, wie ein sanftes Hineingleiten in den Urlaubsmodus. Anders als im geschäftigen Alltag, in welchem ich oft das Gefühl habe, ich bremse aus dem Laufschritt bei jeder Meditation runter. Nur um dann wieder schnell weiterzumachen, um alles zu schaffen. Meinen Ansprüchen gerecht zu werden.

Nun liegen 14 Tage Ruhe vor mir.

Ungefüllte Zeit, kein Druck durch einen Terminkalender. Ein letzter Termin, der mich veranlasste, am ersten Urlaubstag schon an das Ende der Ferien zu denken, habe ich abgesagt.

Gelebte Selbstfürsorge!

Das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich über einen längeren Zeitraum nur für mich zuständig bin. Keine Kinder dabei, kein Hotel- oder Rehaklinikrhythmus, dem ich mich anpassen muss.

Der pure Luxus.

Und dann ist auch das gesellschaftliche Leben bedingt durch die Corona-Pandemie auf ein Mindestmaß eingeschränkt.

Ich kann mich voll auf mich einlassen und bin mir dieses Geschenkes vollständig bewusst – ich esse, wenn ich Hunger habe, ich bewege mich an der Luft, wenn ich Lust danach verspüre und ich schlafe, wenn ich müde bin.

Wie von selbst stellt sich mein Körper um:

Ich bin relativ früh wach und schlafe früh ein. Ich lese viel, bewege mich bei jedem Wetter an der frischen Luft, beobachte die Wellen.

Es tut gut, nach vielen Jahren des sich Anpassens an den Rhythmus der Kinder wieder nachzuspüren:

Was tut mir eigentlich gut, wonach steht mir der Sinn?

Etwas, das viele Eltern, aber vor allem pflegende Angehörige völlig aus den Augen verlieren.

Und dann ist da das ständige schlechte Gewissen:

Darf ich das? Darf es mir gut gehen, während mein*e vielleicht kranke*r Partner*in leidet?

In einer Therapiesitzung stellte ich in der Begleitung eines Trauer- und Abschiedsprozesses gerade diese Frage:

Gibt es eine innere Erlaubnis glücklich zu sein?

Wenn Sie dieser Frage auf den Grund gehen möchten, dann melden Sie sich gerne bei mir.

Und sobald ich aus meinem Urlaub wieder aufgetaucht bin, kommen wir gerne ins Gespräch und machen uns gemeinsam auf den Weg:

 

Vom „Tun“ in den „Sein“ – Modus!

Dieser Beitrag als Podcast zum Anhören für Sie

von Silke Steinke

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